Wenn man von italienischem Wein spricht, kommt man an einem Namen kaum vorbei: Allegrini. Tief verwurzelt in der sonnigen Hügellandschaft der Valpolicella im Herzen Venetiens, ist dieses Weingut nicht nur ein Synonym für exzellente Weine, sondern auch für eine Familie, die mit Leidenschaft, Vision und einer Prise Rebellion die Geschichte des italienischen Weins neu geschrieben hat.
Eine Familie, die gegen den Strom schwamm
Die Geschichte von Allegrini beginnt im 16. Jahrhundert – ja, Sie lesen richtig: vor über 400 Jahren! Doch erst in den 1950er-Jahren wurde das Gut unter Giovanni Allegrini zum modernen Betrieb. Sein Sohn Franco Allegrini, der ab den 1980ern das Ruder übernahm, war dann der wahre Game-Changer. Während viele Winzer damals noch traditionell und oft stur am Alten festhielten, wagte Franco etwas Revolutionäres: Er verabschiedete sich vom Gemischten Satz, pflanzte Rebsorten einzeln an, führte grüne Lese ein und setzte auf selektive Handlese – alles Dinge, die heute Standard sind, damals aber als „Wahnsinn“ galten.
Franco war kein Winzer – er war ein Visionär mit Schaufel. Und er hatte einen Traum: Die Valpolicella sollte nicht länger nur als Quelle billiger Rotweine gelten, sondern als Region, die Weltklasse-Weine hervorbringt. Und wie er diesen Traum wahr machte!
Die Stars im Keller: Amarone, La Grola & La Poja
Natürlich dreht sich bei Allegrini alles um den Amarone della Valpolicella – jenen tiefroten, samtigen, fast schon sinnlichen Wein, der aus luftgetrockneten Trauben entsteht und so viel Kraft, Eleganz und Komplexität vereint, dass man ihn am liebsten in Gedichten beschreiben möchte.
Doch Allegrini ruhte sich nicht auf Lorbeeren aus. Mit „La Grola“ schufen sie einen ikonischen Superiore – reinsortig aus Corvina, elegant, strukturiert, langlebig. Und dann kam „La Poja“: Der erste reinsortige Corvinone-Amarone der Welt! Ein echter Pionierwein, der bewies: Amarone muss nicht immer eine Cuvée sein. Heute gilt „La Poja“ als einer der besten (und teuersten) Weine Italiens – und das völlig zu Recht.
Wer einmal einen Schluck davon genossen hat, vergisst ihn nie. Dunkle Kirschen, Schokolade, Tabak, Gewürznelken – und dieser unglaubliche, seidige Abgang, der Stunden später noch auf der Zunge tanzt.
Nachhaltigkeit? Ja, bitte – aber mit Stil
Während andere noch darüber reden, macht Allegrini es einfach. Seit Jahren setzen sie auf biologische Bewirtschaftung, minimale Intervention im Keller und respektvollen Umgang mit der Natur. Kein Greenwashing, keine leeren Versprechen – sondern gelebte Philosophie. Sogar die Etiketten werden aus recyceltem Papier gedruckt. Denn: Wer die Erde liebt, zeigt es auch in den Details.
Architektur trifft auf Ästhetik
Das Weingut selbst ist ein Augenschmaus. Moderne Architektur verschmilzt hier mit historischen Elementen. Der Besucher fühlt sich wie in einem Designhotel – nur dass statt Minibar ein Barriquekeller wartet. Die Weinverkostungen sind Events: stilvoll, informativ, humorvoll – und natürlich mit Blick auf die malerischen Weinberge.
Und wer Glück hat, trifft vielleicht Marilisa Allegrini, Francos Tochter und heutige Chefin. Sie führt das Erbe ihres Vaters mit Charme, Intelligenz und unerschütterlichem Qualitätsanspruch weiter. Eine Frau, die weiß, dass guter Wein nicht nur im Keller entsteht – sondern auch im Kopf, im Herzen und in der Seele.
Mehr als nur ein Weingut – eine Institution
Allegrini ist kein Name. Es ist eine Haltung. Eine Mischung aus Respekt vor der Tradition und dem Mut, sie neu zu interpretieren. Hier wird nicht nur Wein gemacht – hier wird Kultur in Flaschen abgefüllt. Ob Amarone, Valpolicella Classico oder der überraschend frische „Palazzo della Torre“ – jeder Schluck erzählt eine Geschichte. Von Sonne, von Erde, von Leidenschaft.
Wer italienischen Wein liebt, kommt an Allegrini nicht vorbei. Und wer ihn noch nicht kennt? Dem sei gesagt: Ihr Leben wird reicher, sobald Sie die erste Flasche öffnen.
Prost – oder wie man in Verona sagt: „Salute e buon vino!“
PS: Falls Sie jetzt Lust auf eine Flasche bekommen haben – wir urteilen nicht. Im Gegenteil: Wir applaudieren.
